Gemeinsame Presseerklärung der Neuwieder Fußballvereine zur 26. Corona-Bekämpfungsverordnung
Seit Sonntag, den 12.09.2021, gilt die neue Corona-Bekämpfungsverordnung.
Soweit so gut dachte man zunächst. Ist ja schließlich nicht die erste Corona-Bekämpfungsverordnung mit der sich die Vereine auseinandersetzen müssen. Was haben die Fußballvereine in den letzten anderthalb Jahren an verschiedenen Regelungen erlebt und mussten dies kurzfristig umsetzen. Training zu zweit, Training mit 5 Kindern auf dem gesamten Spielfeld, Training ohne Körperkontakt, Testpflicht für Trainer und vieles mehr. All das haben die Ehrenamtlichen der verschiedenen Vereine teilweise über Nacht umgesetzt, um den Kindern das Fußballspielen, in welcher Form auch immer, zu ermöglichen. Es wurden die neuen gesetzlichen Bestimmungen studiert, Hygienekonzepte geschrieben, Trainingspläne mehrmals umgeändert etc., um auf die jeweiligen Gegebenheiten zur reagieren.
Jetzt zu den Regelungen der 26. Corona-Bekämpfungsverordnung:
Im § 12 Absatz 1 wird der Trainings- und Spielbetrieb für den Amateurbereich geregelt.
Hierbei ist festgelegt, dass bei Stufe 1 – die übrigens auch gelten würde, wenn alle drei Leitindikatoren bei Null lägen – maximal 25 Nicht-Immunisierte Personen am Spielbetrieb teilnehmen können. Bei Stufe 2 (die für den Landkreis Neuwied sehr wahrscheinlich gelten wird) sind es nur noch 10 Nicht-Immunisierte Personen und bei Stufe 3 gar nur noch 5.
Dabei spielt es keine Rolle mehr, ob der Sport in einer Turnhalle oder im Freien ausgeübt wird, was schon sehr schwer nachzuvollziehen ist. Auch die erforderliche Mannschaftsstärke (Fußball 2 x 11 und Handball 2 x 7) wird außer acht gelassen. 10 erlaubte nicht-immunisierte Kinder bei z.B. einem C-Jugendspiel gelten für das gesamte Spiel, also für beide Mannschaften. Ob Trainer, Betreuer und Schiedsrichter mitzählen, ist eine der vielen unbeantworteten Fragen, die man sich als Ehrenamtlicher jetzt stellen muss. Da die STIKO erst Mitte August die Impfung für Kinder zwischen 12 und 17 Jahren freigegeben hat und zwischen den Impfungen 3-6 Wochen liegen müssen und dann weitere 2 Wochen dazukommen, bis der Impfstoff vollständig wirkt, kann man sich leicht ausrechnen, dass es zurzeit keine geimpften Kinder gibt. Damit bedeuten die neuen Regelungen faktisch die Einstellung des Spielbetriebs für C-, B- und A-Jugend.
Das kann doch nicht ernst gemeint sein….
Der Fußballverband Rheinland empfiehlt seinen Vereinen in einer Email vom 11.09.2021, sich frühzeitig mit dem Gegner abzustimmen, wie viele nicht-immunisierte Spieler am Spiel teilnehmen werden. Bei solchen Empfehlungen fragt man sich schon, wie weit sich der Verband von der tatsächlichen Vereinsarbeit entfernt hat. Wir haben jedes Wochenende mehr als 10 Spiele, die dann abgestimmt werden müssten. Oftmals ist ein Trainer froh, wenn er eine Mannschaft am Spieltag stehen hat und jetzt soll er sich vorher mit dem gegnerischen Trainer abstimmen, wie viele nicht-immunisierte Spieler voraussichtlich dabei sein werden? Dies können und wollen wir im Ehrenamt nicht leisten.
Zudem stellt sich uns die Frage, ob wir überhaupt berechtigt sind, Spieler und Eltern zu fragen, ob sie geimpft sind. Wenn ja, wie soll das dann kontrolliert und dokumentiert werden?
Grundsätzlich stellt sich für uns die Frage, ob es richtig sein kann einzelne Kinder vom Sport auszuschließen, weil sie nicht geimpft sind. Die Entscheidung über die Impfung der Kinder treffen sicherlich nicht die Kinder selbst. Ist es dann richtig sie dafür zu bestrafen?
Du bist heute dann eben nicht dabei…..
Hinzu kommen weitere Härtefälle. Angenommen in einer D-Jugend spielen 5 nicht-immunisierte Kinder, da die Kinder unter 12 Jahren nicht betroffen sind, ist dies nicht unwahrscheinlich. Sollen wir dann dem 6. Kind zum 12. Geburtstag gratulieren und anschließend als „Geschenk“ vom Sport ausschließen?
Wir spalten hier Mannschaften und dividieren Freunde auseinander. Wer soll die Auswahl treffen, wer von den ungeimpften Kindern nicht mitspielen darf? Wir wollen und können das nicht entscheiden!
Hinzu kommt, dass je nach Spielort und dort geltender Stufe unterschiedlich viele Spieler zugelassen sind. Wie sollen wir einem Kind erklären, dass es zu Hause in Neuwied nicht spielen darf, aber im Auswärtsspiel in Andernach schon. Wir wollen und können das nicht!
Die Kinder benötigen dringend sportliche Betätigung und die Gemeinschaft in einer Gruppe. Wir haben es nach dem Lockdown erlebt, in welch schlechtem körperlichen Zustand die Kinder in das Training zurückgekehrt sind. Mit viel Herzblut und Arbeit haben wir die Kinder wieder in die Normalität zurückgebracht. Wir machen diese ehrenamtliche Arbeit, um den Kindern das zu geben, was ihnen zusteht. Dafür sind wir in den vergangenen Monaten bis an unsere Grenzen und darüber hinaus gegangen, aber das, was diese Corona-Verordnung vorschreibt, ist für niemanden mehr leistbar. Hier wird die Verantwortung dem Ehrenamt zugeschoben, wir fühlen uns an dieser Stelle einfach im Stich gelassen.
Vorausbuchungspflicht statt Kontakterfassung
Auch die Regelungen die Zuschauer betreffend, sind für Amateurvereine nicht umsetzbar. Für die Vereine gilt die Vorausbuchungspflicht. Wie sollen wir das leisten? Zusätzlich gilt für alle nicht-immunisierten Zuschauer die Testpflicht. Wie viele Ehrenamtler sollen wir einsetzen, um das zu leisten? Ist es bei der Politik nicht angekommen, wie schwierig es ist, ehrenamtliche Helfer zu finden? Dann sind in Stufe 2 maximal 200 nicht-immunisierte Zuschauer zugelassen. Wie sollen wir das zählen? Ja, es gibt die Luca-App und andere, die wir bereits einsetzen. Aber sollen wir dann getrennte Eingänge für Geimpfte und Nicht-Geimpfte machen?
Sicher können wir im Seniorenbereich Zuschauer auch einfach ausschließen. Damit verlieren wir aber wieder Einnahmen, die wir für die Vereinsarbeit dringend benötigen.
Aber auch bei dieser Regelung wird zwischen Jugend- und Seniorenspielen nicht unterschieden. Sollen wir dann Eltern von minderjährigen Kindern vom Sportplatz ausschließen? Das wäre dann so, oder glaubt jemand ernsthaft, dass man für ein F-Jugendspiel Eintrittskarten vorbuchen kann.
Daher fordern wir die Politik auf:
Bitte lasst die Kinder weiter Fußball spielen! Überarbeitet die Regelungen so, dass sie auch umsetzbar sind! Bezieht bitte bei gesetzlichen Regelungen, im Vorfeld diejenigen mit ein, die sie umsetzen müssen. Gibt dem Ehrenamt bei der Umsetzung Hilfestellungen.
Neuwied, 13.09.2021
CSV Neuwied – FV Engers
SSV Heimbach-Weis – SG Feldkirchen
TuS Gladbach – TSG Irlich
TuS Rodenbach – VfL Neuwied
HSV Neuwied – VfL Oberbieber
VfL Wied Niederbieber