Seit vielen Jahren wird das Wirken des SSV Heimbach-Weis von zwei großen Themen bestimmt: „Verein kommt von Verein(t)“ und „Soziale Kompetenz als Schlüssel zum Erfolg“

Damit ist bei uns ganz klar definiert, dass wir – sowohl von Kindern und Jugendlichen, als auch von Seniorenspielern und anderweitig tätigen – die Fähigkeiten erwarten, die es braucht, um ein Teil einer Gruppe zu sein. Diesbezüglich meinen wir beispielsweise eine möglichst vollzählige Spiel- und Trainingsbeteiligung, Verzicht zu Gunsten der Gruppe, Pünktlichkeit, Einhalten von Regeln, Unterstützung durch zurückhaltende, aber anpackende Eltern usw.

Ein sehr interessantes Interview zu diesem Thema hat nun Thomas Kahler der Trainer der SG Ellingen/Bonefeld/Willroth auf deren Internetpräsenz gegeben. Kahler äußerte sich anlässlich der Tatsache, dass er im Sommer sein Amt aufgibt.

Es sei dahingestellt, ob das die wirklichen und einzigen Gründe für den Rücktritt sind, aber einige Auszüge aus Kahlers Aussagen sprechen uns beim SSV aus der Seele:


Kahler:

Ich habe als Trainer eine unheimlich hohe soziale Verantwortung. Ich bringe meinen Jungs bei, dass die Mannschafft „heilig“ ist und über jedem persönlichen Interesse steht. Ich vermittle meinen Spielern die Werte, die ich als Spieler in meinen ersten Seniorenjahren von den damaligen Führungsspielern mitgegeben bekommen habe. Dass es sich lohnt, Zeit zu investieren, füreinander da zu sein und „zu geben“ – für den Erfolg und für eine Kameradschaft, die wesentlich stärker ist, als die individuelle Klasse eines einzelnen Spielers. Ich möchte einfach dieser Entwicklung entgegenwirken, dass diese Werte verloren gehen – und wir irgendwann nur noch junge Menschen haben, die sich aus purem Egoismus nur noch nehmen, was Sie wollen… Immer den Weg des geringsten Widerstands gehen – und zu keinem Zeitpunkt bereit sind dafür auch etwas zu opfern. Ich bin mir bewusst, dass ich mit meinem Handeln sicherlich nur einen kleinen Teil dazu beitrage – das geschieht aber aus tiefster Überzeugung.

SVE: …. Was hat sich in den letzten sagen wir 20 Jahren verändert? Sei es von der fußballerischen Seite oder auch von der Entwicklung der Gesellschaft?

Kahler:

Im Amateursport sehe ich aber ein gesellschaftliches Problem! Das, was man als Mannschaft noch vor 20 Jahren gemeinsam erlebt hat – ich spreche von gemeinsamen Abenden nach dem Donnerstagstraining und/oder einem gemeinsamen Discobesuch nach dem Spiel samstags ist teilweise, oder komplett abhandengekommen. 

Die Lust und der Spaß daran sind aber definitiv vorhanden – man macht es aus verschiedensten Gründen aber nicht mehr. Da ist aber jeder Einzelne seines Glückes Schmied! Das kann ein Trainer nicht forcieren – das muss aus der Mannschaft kommen. Dazu brauch man „Typen“, die das (Vor-)Leben. Ich sehe, dass die „Teamplayer“ verloren gehen, dass sich jeder selbst der Nächste ist… Andererseits sehe ich, dass die Menschen mit hoher sozialer Kompetenz und der Bereitschaft jederzeit zu helfen auch leicht „ausgenutzt“ werden. Warum fällt es vielen heutzutage so schwer einfach „zu geben“ – ohne, dass dies in direkter Verbindung mit einer Forderung steht? Warum opfern immer weniger Ihre persönliche Freizeit, wenn es darum geht für die Gemeinschaft etwas zu bewegen?

Im Jugendbereich haben wir die Problematik von zwei verschiedenen „Typen“ von Eltern… Die Ersten, die permanent am Spielfeldrand stehen, als zusätzlicher „Trainer“ fungieren und lautstark alles kommentieren und sich in alles „einmischen“. Die Zweiten, die die Erziehung der Kinder in die Hände der Jugendtrainer geben – und sich um nichts kümmern…

Ich sehe da auch die vielen Kritiker, die sich Woche für Woche auf dem Sportplatz und im Sportlerheim tummeln. Von denen man jede Woche erzählt bekommt, was denn schon wieder schlecht war. An diejenigen habe ich aber auch einen Rat: Mit anpacken und Zukunft gestalten! Die Arbeit bleibt immer auf den Schultern weniger Leute. Das Gegenteil würde aber doch ein Vereinsleben noch attraktiver machen!

SVE: Die momentane Entwicklung im Profifußball gefällt vielen Leuten nicht. Die Spieler streiken und erpressen Wechsel, beispielsweise Dembele oder Aubameyang in Dortmund, was hälst du von dieser Entwicklung? Und dienen solche Stars noch als Vorbilder für unsere Jugend?

Kahler:

Das sind keine Vorbilder – sondern erschreckende Beispiele unserer gesellschaftlichen Entwicklung – vor allem im Profifußball! Überbezahlt und verwöhnt! Wie sollen unsere Kinder denn davon lernen, wenn dieses schamlose Verhalten mittlerweile toleriert und akzeptiert wird. Gerade auch im Fußball sollten die Werte wie Vertrauen, Respekt Vereinstreue und Vertragserfüllung obersten Stellenwert haben – das wird jedoch mittlerweile mit „Füßen getreten“. Der Sittenverfall wird immer größer. Verträge sind nicht einmal das Papier wert, auf dem Sie stehen.


Der SSV wünscht Thomas Kahler an dieser Stelle eine erholsame Zeit als „Privatier“ und Vater und dass er irgendwann in den Fussball zurückkehrt. Letzteres wird wird sich vermutlich eh nicht verhindern lassen, denn wenn man mal von dem Spiel infiziert ist…

„Jeder Tag ohne Fussball ist ein verlorener Tag!“ (Ernst Happel).