Gefühlt seit einer halben Ewigkeit ruht auch am Kieselborn der Wettkampfsport und es ist mittlerweile Monate her, dass es für die Seniorenteams der Schwarz-Weißen den letzten sportlichen Vergleich mit einem Ligakonkurrenten gab.

Beim SSV 2 blicken wir gar bis zum 01.12.2019 (in Unkel) zurück, während der SSV 1 zumindest am 06.03.2020 (in Asbach) das letzte Mal ein Wettkampfgefühl spüren durfte. Was hat sich seit dem getan und wie kann es bei einer möglichen, aber zeitlich noch nicht definierten Fortsetzung des Spielbetriebs in Heimbach-Weis weitergehen?

Hierzu die Stimme des Abteilungsleiters Fußball – Andrè Ganzer:

Frage: Wie haben die Mannschaften und auch du als sportlich Verantwortlicher den offiziellen und vorzeitigen Abbruch der Saison 2019/2020 aufgenommen?

André: Zunächst einmal haben wir als Verein, gerade in der momentanen Situation, eine besondere gesellschaftliche Verantwortung. Ich möchte mir aktuell nicht anmaßen zu beurteilen und abzuschätzen, wann ein vertretbarer Zeitpunkt gewesen wäre, den Ball wieder rollen zu lassen. Deshalb ist der Abbruch der Saison aus meiner Sicht, so schwer es uns als leidenschaftlichen Fußballern auch fällt,  leider der einzige adäquate Weg gewesen. Auch wenn wir bekanntermaßen als Verein für eine Fortsetzung  der Saison gestimmt haben.

Frage: Wie habt ihr, um körperlich vorbereitet zu sein und fit zu bleiben, denn die fußballlose Zeit überbrückt?

André: Dafür hat der langjährige Trainer der ersten Mannschaft, Carsten Keuler, einen eigenen, ausgereiften Trainingsplan konzipiert. Hierbei wurden die Spieler zielgerichtet auf ein solides Fitnesslevel angehoben, um im Anschluss mit weiteren Übungen an der Ausdauer und “Spritzigkeit” der Akteure der ersten Seniorenmannschaft zu arbeiten. Hier hat unser Trainer schnell und ambitioniert reagiert, sodass man in den Heimbach-Weiser Feldern und Wäldern jeden Tag Spieler des SSV bei ihren Trainingseinheiten beobachten kann.

Wir sind also bereit und gut aufgestellt, sobald die Regierung und die Verbände ihr “Go!” geben. Aber auch hier steht sicherlich die Gesundheit unserer Spieler immer im Vordergrund. Wir haben kein Interesse an vorschnellen Entscheidungen und werden den regulären Trainingsbetrieb erst wieder aufnehmen, wenn sich die Situation so entspannt hat, dass wieder Fußball gespielt werden kann, ohne das wir danach Hütchen und Bälle desinfizieren zu müssen.

Frage: In wie fern fehlt den Spielern untereinander der Kontakt und auch das soziale Miteinander, welches ja ganz besonders im Amateursport für viele im Vordergrund steht?

André: Natürlich fällt es uns als Teamsportlern schwer, diese Zeit ohne unsere Freunde und Weggefährten durchzustehen. Das soziale Miteinander fehlt sehr. Den Spielern fällt sprichwörtlich daheim “die Decke auf den Kopf”. Aber auch hier ist ein langer Atem, wie in einem Pokalspiel mit Verlängerung, notwendig. Gemeinsam werden wir die Corona-Krise überstehen und mit viel Vorfreude in eine neue Dekade beim SSV starten. Besonders auf die Nachholfeier zu unserem 100-jährigen Jubiläum freuen sich alle Stakeholder im Verein. 

Frage: Kannst du uns den momentanen Planungsstatus für die beiden Seniorenmannschaften zu einer kommenden Spielzeit schildern?

André: Die kommende Spielzeit und die damit verbundenen Kaderplanungen stehen ganz im Zeichen der hervorragenden Jugendarbeit, die wir als SSV Heimbach-Weis seit Jahren leisten. In den kommenden Spielzeiten können wir hier die reifen Früchte ernten. Ein Großteil der jetzigen A-Jugend wird in den Seniorenbereich aufsteigen und beide Teams mit Qualität und junger Dynamik verstärken. Aber auch ältere, routinierte Spieler haben bereits zugesagt im nächsten Jahr das schwarz-weiße Trikot erneut überzustreifen. Hier müssen die bekannten Gesichter die Vorbildsfunktion ausfüllen und die jungen “Wilden” in den Seniorenfußball einführen, mit all seinen Ecken und Kanten. 

Die zweite Mannschaft wird zusätzlich durch einen neuen Trainer (Thomas Dümmler) begleitet. Das Ziel ist es weiterhin die Brücke zwischen Spaß und der notwendigen Ernsthaftigkeit, auch in der “Zwoten”, zu schlagen und den angestrebten, professionellen Weg von Ex-Coach Mario Ganzer weiterzugehen.

Frage: Was denkst du könnte, auch mit Blick in die kommenden Jahre, der SSV Heimbach-Weis anderen voraushaben?

André: Der SSV Heimbach-Weis lebt von seiner Identifikation mit dem Verein und seiner langjährigen Tradition. Die Jugendarbeit setzt dem Ganzen noch das i-Tüpfelchen auf. Wir haben bisher immer einen super Kader aus langjährigen SSV-Spielern und Eigengewächsen zusammengestellt und das ohne große Lockangebote oder eine professionelle Sportanlage. Die “rote Asche” war unser Zuhause. In Zukunft werden auch wir endlich über einen Kunstrasenplatz verfügen und so unsere Trainingseinheiten noch fokussierter gestalten und die Jugendarbeit weiter optimieren können. Das ist aber bei uns nicht der ausschlaggebende Punkt. Unsere Spieler schwören dem Verein die Treue, unabhängig von den örtlichen Gegebenheiten. Alle werden an einem Strang ziehen und unseren SSV bestmöglich repräsentieren. Die Jugendspieler, die trotz Hartplatz, immer weiter für unseren Verein gespielt haben, brennen darauf.

Frage: SSV-Präsident Martin Reuschenbach hat vor kurzem in einem Zeitungsinterview bei der RZ gesagt, dass es auch in Zukunft beim SSV keine „bezahlten Fußballer“ geben wird. Wie ist deine Auffassung zu Geldern, die teils auch schon in der Kreisklasse in die Taschen von Spielern wandern?

André: Dazu nur ein kurzes Statement von mir: Wir sind eine große SSV-Familie. Wir stehen und fallen zusammen. Das ist in meinen Augen immer mehr wert als jeder Gehaltsscheck. Besonders in der Kreisklasse nehme ich davon Abstand. Bei solch einem Vorgehen würden wir auch niemals die Spieler finden, die zu unserer Vereinsphilosophie passen.

Frage: Wie viel (Vor-) Freude und Erleichterung ist in den Seniorenmannschaften zu spüren, wenn der Gedanke eines Kunstrasenplatzes immer mehr zur Realität wird?

André: Wie oben bereits skizziert war der Kieselborn mit seiner roten Asche immer unser geliebtes Zuhause. Wir haben hier einige Schlachten geschlagen und starke Gegner hatten schon Tage zuvor ein unwohles Gefühl zu wissen, am Freitagabend bei bester Flutlichatmosphäre antreten zu müssen. Ohne unseren Hartplatzmythos wären wir heute sicher nicht da, wo wir stehen. Dennoch ist ein noch professionelleres und nachhaltigeres Arbeiten mit der neuen Anlage möglich, was für unseren Verein und seine Zukunft dringend notwendig ist. Wir sind froh endlich, unseren langverdienten Kunstrasen zu bekommen und auch den neuen Kieselborn mit Leben zu füllen und Leidenschaft zu bespielen.